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#24 Berauschende Realität

Ich komme gerade von einem Termin und sitze mit meinem ersten Kaffee im Kiosk am Landungsplatz in Überlingen. Der See sieht wunderbar türkis aus und vor mir legt gerade das

Überlingen im Sommer

Fährschiff „Seegold“. Nur wenige Passagiere gehen an Bord. Es ist noch früh und es ist die Ruhe vor dem Sturm, denn ab morgen sind drei Tage  Uferpromenaden-Fest. Das bedeutet Halligalli und Rambazamba.

Die Gäste neben mir fangen offenbar schon heute an, denn auf dem Tisch stehen frisch gezapfte Biere. An einem anderen Tisch steht bereits ein großes Glas Weißwein. Es ist gerade 9:15 Uhr.

Ich wollte heute eigentlich über etwas anderes schreiben, doch nun nutze ich  diesen schönen Moment hier am Wasser, um einen Gedanken zu teilen, der gerade in meinem Kopf ist und zu dem mich die Menschen am Nachbartisch inspirieren.

Klarer Geist – volles Leben

Seit einigen Monaten verzichte ich fast komplett auf Alkohol. Hin und wieder trinke ich etwas, um dann festzustellen, dass es mir gar nicht mehr so gut schmeckt und ich auch gut darauf verzichten kann.

L12 – „der“ Kiosk am Landungsplatz in Überlingen

Angeregt durch Geschichten der Schauspielerinnen Mimi Fiedler und Marie Bäumer, die offen über ihren Alkoholmissbrauch in Talkshows sprachen, habe ich einige Podcasts in diese Richtung gehört und mir Bücher zum Thema gekauft und gelesen.

Inzwischen hat sich mein Blick sehr geschärft, was das Thema Alkohol betrifft. Wie immer, wenn wir einer Sache eine besondere Aufmerksamkeit im Leben schenken, sorgt unsere selektive Wahrnehmung dafür, dass plötzlich viel mehr von dem auffällig ist, was vorher auch schon. Wir haben es vorher nur nicht in dem Maße beachtet.

Berauschende Realität

Es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich Alkohol in unser aller Leben ist. Auch in meinem Leben. Ganz natürlich gibt es hier mal einen Aperol Spritz, dort mal ein Glas Rose, Champagner, Gin Tonic – you name it. Ich öffne stets eine gute Flasche, wenn es etwas zum Feiern gibt, wenn Besuch da ist und immer, wenn mir danach ist (was ziemlich häufig vorkam). Es scheint ja auch so normal zu sein.

In Filmen und Serien, in der Werbung auf Social Media – überall sind die Gläser voll mit Alkohol. Ausgehen mit Freundinnen, im Restaurant mit dem Liebsten, im Urlaub, Alltag, zu Hause und als Gast. Überall gehört der Alkohol selbstverständlich dazu.

Er gehört offenbar zu einem Lifestyle, der, …, ja was eigentlich? Ein Lifestyle, der uns zeigen möchte: Schaut her, mir geht es gut. Ich genieße das Leben. Ich nehme es leicht, bin gut drauf. Wahrscheinlich ist es so etwas in der Art.

Übersehen wird dabei, dass es sich nicht um ein Genussmittel, sondern um ein Rauschmittel handelt, das bei regelmäßigem Konsum große Auswirkungen auf unseren Organismus hat. Auch das wissen wir alle und konsumieren fröhlich weiter.

Natürlich sehen wir in Filmen auch die Kehrseite. Menschen, die den Konsum nicht mehr unter Kontrolle haben. Wir sehen den sozialen Abstieg, der mit dem Alkoholmissbrauch einhergeht. Trotzdem können wir uns ganz gut von diesen Geschichten distanzieren, weil sie in der Regel nichts mit unserer kleinen persönlichen Welt zu tun haben.

Das ungewöhnliche Paradox

Es ist schon interessant, dass wir in Deutschland (und in anderen Ländern) eher das Nicht Trinken hinterfragen und es als Ausnahme der Regel sehen. Nicht zu trinken, braucht scheinbar auch immer einen legitimen Grund. Schwangerschaft, Einnahme von Medikamenten, Fasten/Diät oder „trocken“ zu sein sind beispielsweise Gründe, die sofort akzeptiert werden. Man „darf“ in diesen Situationen ja nicht trinken.

Es ist so normal, dass wir alle ständig Alkohol konsumieren, da wirken Abstinenzler:innen nahezu exotisch. Übertrage diese Situation mal auf andere Rauschmittel – ein verrückter Gedanke, oder?

Eine neue Bewegung – die Sober Curiosity

In den USA und anderen Ländern gibt es inzwischen eine Bewegung, diesich „Sober Curiosity“ nennt. Es ist eine lebensbejahende Bewegung, in der es grob umrissen um das gesunde Leben geht. Fitness, Reinheit und Klarheit von Körper und Geist und ein bewusster Verzicht auf Alkohol sind die Kerninhalte.

Als ich zum ersten Mal davon hörte, fragte ich mich, ob nun der Verzicht auf Alkohol zu einer hippen Bewegung wird, so wie es vor vielen Jahren erst die Vegetarier:innen, dann die Veganer:innern waren? Es könnte sein, denn in Magazinen lese ich immer häufiger von Bars in New York, Brooklyn, London und andere Großstädten, die ausschließlich alkoholfreie Getränke servieren.

Selbst im Supermarkt hier am Bodensee gibt es immer mehr alkoholfreie Varianten von Gin und anderen hochprozentigen Getränken.  Verkauft wird, was verlangt wird, oder? Demnach scheint der Bedarf gestiegen zu sein.

In vino veritas – Warum immer mehr Frauen betroffen sind

Als Coach und als Frau bedrückt es mich, dass laut Statistik immer mehr Frauen ein kritisches Verhältnis zum Alkoholkonsum haben. Insgesamt geht laut Statisktik der Alkoholkonsum in Deutschland zurück. Nur in einer Gruppe steigt er: In der Gruppe der „emanzipierten“ Frauen. Im Februar 2023 lautete eine Überschrift in der Welt  „50-Stunden-Job, zwei Kinder, Pilates-Kurs – und ein Alkoholproblem“. Es sind also Frauen, die beruflich erfolgreich sind und mitten im Leben stehen. Frauen, wie meine Klientinnen.

Schon 2006 trank laut Gesundheitsbericht der Bundesrepublik, jede sechste Frau zu viel. Dort heißt es „Je besser gebildet eine Frau ist und je höher ihre soziale Stellung, desto höher ist die Gefahr, dass sich ihr Konsum zur Sucht entwickelt. 30 Prozent aller Frauen, die zur Oberschicht zählen, trinken so viel Alkohol, dass ihr Verhalten als gesundheitsgefährdend bewertet werden muss.“ Gründe dafür sind nicht nur Belastungen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern die Belastung an sich, sagt Christa Mehrfert-Diete von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (dhs) in Hamm.

Die unterschätze Entscheidung

Mel Robbins sagte kürzlich in einem Interview: Jedes Mal, wenn du dir ein Glas Wein einschenkst, um nach einem stressigen Tag, dem Alltag zu entkommen, halte kurz inne und frage dich, was du stattdessen tun kannst, damit du am Abend nicht dieses Gefühl des „Entfliehens“ hast. Ich glaube, in diesem Innehalten steckt eine große Entscheidungskraft. Kurz die Pausentaste drücken und sich fragen, warum möchte ich  jetzt ein Glas Wein trinken?

Was soll nun dieser Blogartikel, der mit dem Thema etwas aus der Reihe hüpft. Ich möchte heute eine Inspiration geben, sich selbst zu hinterfragen, ob und welche Muster bei Dir da sind. Wann und wie trinkst Du Alkohol? Welche Momente sind richtig schön und ein bewusst gewählter Rausch? Und wie oft fühlt sich am nächsten Morgen nicht mehr so toll an. Gehörst Du auch zu den Frauen, die Alkohol mit einer Selbstverständlichkeit konsumieren, um Entspannung, Belohnung, Stressreduzierung, Unzufriedenheit und depressiven Verstimmungen zu begegnen?

Mein Bewusstsein hat sich in den letzten Monaten komplett verändert. Ich habe meine liebgewinnen Gewohnheiten reflektiert, in dem ich mir die richtigen Fragen gestellt habe. Diese Fragen habe ich in meine tägliche Schreibroutine eingebaut. Außerdem habe ich meine Schreibroutine vom Abend in den Morgen verlegt.

Morgens sind die Gedanken noch taufrisch und klar. Ich staune immer noch, wie viele Erkenntnisse ich durchs Aufschreiben gewonnen habe. Als ich meine Notizen nach den ersten 10 Wochen auswertete, erkannte ich Muster und war, ja nahezu berührt von der Ehrlichkeit, mit der ich die selbst gestellten Fragen beantwortete.

Am 1. August startet erstmalig und einmalig meine Sommeraktion „30-Tage-Schreiben“ mit einem ganz besonderen Preis, der viel mit meinem Geburtstag im August zu tun hat. Ich möchte mit dieser Aktion zum „Aufschreiben“ ermuntern und gebe Dir dafür 30 Fragen an die Hand. Jeden Morgen frisch in Deinem Postfach. Wenn sich das spannend für Dich anhört, dann schau gleich einmal hier auf dieser Seite nach, um alle wichtigen Informationen zur Aktion anzuschauen. Ich freue mich, wenn Du mit dabei bist.

Habe eine schöne Zeit und auf bald 🎈

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2 Kommentare
  1. Christine aka Frau vom Main sagte:

    Liebe Nicole, wie gut beobachtet! Ja es scheint ein gewisses Lebensgefühl, eine (irrige) Wahrheit zu sein, dass wir uns mit ‚nem Glas Prosecco oder ähnlichem zugehörig fühlen. Und auffallen, wenn wir uns daran nicht beteiligen. Eigentlich traurig–oder?
    Ich hoffe, das die momentane Entwicklung, Genuss ohne Promille, nicht nur eine Modeerscheinung ist, sondern eine ganz bewusste Entscheidung. Für mehr Wohlbefinden und mehr Gesundheit! Salut – auf das Leben!

    Antworten

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