Meine Handarbeitslehrerin in der Grundschule hieß Frau Krüger. Frau Krüger war superstreng. Sie sah beim Sticken, Nähen, Stricken oder Häkeln jeden Fehler und trennte und ribbelte ohne Gnade und mit einem konstanten Kopfschütteln alles wieder auf. Dazu gab es aus meist auch die passenden Belehrungssprüche, die zum Glück nicht mehr in meinem Kopf präsent sind. Frau Krüger war eine Perfektionistin und ja, in manchen Berufen geht es gar nicht anders. Frau Krüger wäre bei einem edlen Couturier besser aufgehoben gewesen als in einem pädagogischen Betrieb, doch um das Thema Berufung geht heute nicht.

Wenn gut nicht gut genug ist

Es gibt Vorhaben, da schrauben wir ewig dran rum. Es wird nachgedacht, überprüft, für nicht gut genug befunden und noch einmal nachgedacht, überprüft, für nicht gut befunden ….. leider immer noch nicht perfekt. Willkommen in der Endlosschleife. Macht das Sinn? Nein!

Für die meisten Dinge gibt es kein „Perfekt“. Perfekt ist rein subjektiv, verändert sich je nach Situation, Erfahrung und Umständen. Hast du also schon lange einen halb fertigen Kurs in der Schublade oder eine Idee für einen kleinen Etzy Shop? Möchtest du einen Podcast starten oder anfangen zu bloggen. Ideen sind da, aber…… Häufig fängt an diesem Punkt der innere Kritiker an zu arbeiten und flüstert dir ein „Das geht noch nicht, weil es noch nicht gut genug ist. Oder weil deine Website noch nicht fertig ist oder du kein Logo, Mikro usw. hast. Außerdem fehlt es dir an Reichweite, und überhaupt, das muss alles noch viel besser vorbereitet werden. Kommt dir davon etwas bekannt vor?

Mein Tipp: Vergiss perfekt und trau dich einfach mal zu machen. Du wirst sehen, es fühlt sich grandios an.

Damit du mich richtig verstehst. Ich halte viel davon, einen hohen Anspruch an sich und seine Arbeit zu haben. Ein hoher Anspruch treibt uns an, macht Erfindungen möglich und bringt außergewöhnliche Leistungen. Doch wie immer bestimmt das Maß die Dinge und im Falle der Perfektion ist weniger einfach besser.

Mittelmaß ist spitze

Das Mittelmaß kommt im allgemeinen Sprachgebrauch schlecht weg. Selbst im Duden steht der Zusatz „oft abwertend“. Und mal ehrlich: Wer bitte schön möchte „mittelmäßig“ sein. Mittelmaß heißt unbeachtet sein,  nicht Besonderes sein. Weder so gut noch so schlecht, dass es oder man beachtet wird. In dieser nach Aufmerksamkeit heischenden Zeit ist es weder sexy noch erstrebenswert mittelmäßig zu sein.  Dabei hielten schon die alten Griechen die Goldene Mitte, das Mittelmaß, für sehr erstrebenswert. Auch Buddha und Krishna sprachen von dem „Middle Path“, dem Mittelpfad, dem Mittelweg.

Das Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung von außen ist verbunden mit unserem Selbstwertgefühl. Gibt es hier eine Programmierung, die uns vermittelt, nur liebenswert zu sein, wenn wir sehr gute Leistungen bringe und keine Fehler machen, dann bemühen wir uns jeden Tag  bei allem, wo wir im Außen sind (Arbeit, Beziehungen, Besitz, Aussehen), darum perfekt zu sein und schrauben unsere Messlatte kontinuierlich nach oben. Meist nicht nur für uns, sondern auch unseren Anspruch an andere.

5 Tipps für mehr Leichtigkeit im Tun

#Done is better than perfect
Wenn Du nur Bestleistung von dir erwartest, wirst du entweder nie fertig oder du bist permanent mit dem Ergebnis unzufrieden. Genieße das schöne Gefühl, wenn du eine Arbeit abschließt. Wer ständig zögert und optimiert, kann nicht genießen, wie toll es sich anfühlt, fertig zu sein. Trau dich „unperfekt“ die Dinge zu beenden.

#Üben
Selten sind Künstlerinnen und Künstler mit dem ersten Entwurf fertig. Große Ergebnisse sind immer Teil eines Prozesses. Es geht um das ständige Ausprobieren und um die Weiterentwicklung. Manchmal ist dieser Prozess sogar noch wertvoller als die große Idee oder das Ergebnis an sich.

#Hole dir Feedback
Es ist wichtig, nicht allzu lange alleine an etwas zu tüfteln, sondern so möglichst bald nach draußen zu gehen und andere Menschen um ihr Feedback zu fragen. Hole dir einen Rat, ob du auf dem richtigen Wege bist. Entscheidender als das Feedback umzusetzen, was mitunter nicht mit deiner Meinung übereinstimmt, ist die Tatsache, dass du eine Meinung erhält, die über das eigene System hinausgeht. Deshalb bin ich so gern eine Komplizin und „sister in crime“, wenn mich Kundinnen mit ihren Ideen beglücken.

# Pareto Prinzip
Das gute alte und sehr bewährte Pareto-Prinzip besagt, dass sich mit 20% des Aufwands 80% der Ergebnisse erzielen lassen und folglich für die verbleibenden 20% ganze  80% Aufwand benötigst. Kurzum, zufriedenstellend Ergebnisse sind bereits mit weit weniger Aufwand nötig und sehr, sehr gute nur mit sehr hohem Aufwand.

#Work in Progress
Es ist nichts in Stein gemeißelt. Du kannst später jederzeit Probleme beheben, die dir nicht gefallen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen Fehler handelt, den du in einem Artikel gemacht hast. Ob Grammatikfehler, falsche Wörter, falsch geschriebene Wörter, es lässt sich alles korrigieren. Selbst wenn du der Meinung bist, dass dein Punkt schwach ist, ist es besser, ihn draußen zu haben und zu teilen, als einen starken Punkt, der im ständigen Bearbeitungsmodus lebt. Du kannst jederzeit etwas verändern und deinen Standpunkt stärken, wenn du mehr Wissen hast.

Lebenstüchtig statt perfektionistisch

„Lebenstüchtigkeit“ – ein schönes, selten gebrauchtes Wort, das fast ein bisschen angestaubt klingt, wird im Lexikon mit „den Forderungen des Lebens gewachsen“ übersetzt. Ist es nicht das, worum es uns allen in erster Linie gehen soll?

Welches ist dein nächstes Projekt, dass schön unperfekt aber gut genug in die Welt darf? Ich freue mich darauf und hoffe, dass ich dich dazu ermutigen konnte, in die Umsetzung zu kommen.

Bis zur nächsten Woche. Are you ready to shine?

XoXo Nicole

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